Fernmeldetruppen der Bundeswehr
Entstehung und Entwicklung der Fernmeldetruppen der Bundeswehr

Als offizielles Geburtsdatum der Fernmeldetruppen der Bundeswehr kann der 11.Januar 1956 - das Datum der "Grundsätzlichen Weisungen für die Aufstellung des Heeres Nr.1/56" gewertet werden. Diese sahen zur Aufstellung vor: einen Armeestab, drei Korpsstäbe, Armee-und Korpstruppen sowie 12 Divisionen, die mit Fernmeldekräften und -mitteln auszustatten waren. Als erste Fernmeldetruppenteile entstanden 5 Divisions-Fernmeldebataillone mit je einer Fernsprech-, Funk- und Versorgungskompanie sowie 2 Brigade-Fernmeldekompanien. Die restlichen Truppenteile kamen danach zur Aufstellung, u.a. 3 Korps-Fernmeldebataillone, 1 Funk-Aufklärungsbataillon, 3 Fernmelde-Depotkompanien, 1 Fernmelde-Lehrbataillon und die Fernmeldeschule des Heeres. Ausgestattet waren die ersten Truppenteile mit Fernmeldegerät der US-Armee, des Bundesgrenzschutzes und der Wehrmacht. Dieser bis etwa 1958 währenden Aufbauphase - auch als Phase der "Heeresstruktur 1" bezeichnet - sollten weitere Entwicklungsphasen folgen, die ihren Ursprung in der steten Vervollkommnung der Streitkräfte der BRD als Mitglied des NATO-Bündnisses hatten.

Den nachfolgenden Zeitabschnitt von 1959 bis 1968 - die sogenannte Konsolidierungsphase - bestimmte die "Heeresstruktur 2". Als wichtigste Aufstellungen in dieser Zeit sind u.a. 3 Korps-Fernmeldestäbe sowie 3 weitere Korps- und 5 Divisions-Fernmeldebataillone zu nennen. Beträchtlich ausgebaut wurde die strukturelle Basis für die Elektronische Kampfführung (Eloka) und neu entstanden zahlreiche Fernmeldetruppenteile für die Territoriale Verteidigung. In diese Phase fällt der Ausbau des Bundeswehr-Grundnetzes mit seinen verbunkerten Grundnetz-Schalt- und Vermittlungsstellen und die schrittweise Einführung neuer Fernmeldetechnik.

Erste Ausbildung an amerikanische Richtfunkgeräten Zur ersten Ausrüstung zählten u.a. US-Feldfunksprecher

Die sich anschließende Entwicklungsphase der "Heeresstruktur 3" von 1969 bis 1979 war gekennzeichnet durch die Fusion des Feldheeres mit der Territorialen Verteidigung und der damit im Zusammenhang stehenden Umbildung der TV-Fernmeldebataillone in Fernmeldeverbände für die Oberste Bundeswehrführung. In dieser Zeit entstanden u.a. die Führungs-Fernmeldebrigade 900 mit zwei Regimentern und 5 Fernmeldebataillonen. Eingeführt wurde das Automatisierte Korps-Stammnetz (AUTOKO I) und moderne Funk- und Richtfunktechnik.

Die "Heerestruktur 4" bestimmte den auch als Optimierungsphase bezeichneten Zeitabschnitt von 1980 bis 1989, der der weiteren Vervollkommnung der bestehenden Truppenteile vorbehalten war. An neuen Formationen entstanden lediglich die Stäbe der Fernmeldeführer in den Wehrbereichen und 9 Brigade-Fernmeldezüge. Auf dem Gebiet der Ausrüstung brachte dieser Zeitabschnitt die Einführung einer neuen Funkgerätegeneration und der zweiten Entwicklungsstufe des Automatisierten Korps-Stammnetzes (AUTOKO II). Ende 1989 bestand die Fernmeldetruppe aus 34 Bataillonen mit einer Kopfstärke von etwa 29.000 Mann.

Eine auf 5-to-Lkw montierte Fernschreibvermittlung Ein Schreib-Funktrupp 400 W auf 5-to-Lkw

Die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands und die dadurch ausgelöste 1.Reformphase 1990 - 1996 mit der "Heerestruktur 5 (N)" führte zu einer drastischen Reduzierung und Neustrukturierung des Heeres bei gleichzeitiger Übernahme von Berufs- und Zeitsoldaten der NVA. So entstanden z.B. im Zuge der Zusammenführung des Stabs- und Fernmeldeverbindungsdienstes zur "Führungsunterstützung" aus den bisherigen Fernmeldetruppenteilen die Führungsunterstützungs-Brigaden und Regimenter. Am Ende dieser Entwicklungsetappe bestand die Fernmeldetruppe der Bundeswehr aus 22 Regimentern und Bataillonen.

Ab 1996 wurde eine 2.Reformphase mit der "Heeresstuktur (NHNA) - Neues Heer für neue Aufgaben" wirksam, die sich aus der veränderten politischen Situation und den rüstungskontroll- und bündnispolitischen Zwängen ergab. Erneut wurde das Heer zahlenmäßig verringert und den Erfordernissen gesamtdeutscher Streitkräfte und den internationalen Einsätzen im Bestand der SFOR und KFOR entsprechend umstrukturiert und angepaßt. Für die Fernmeldetruppe bedeutete das die Auflösung von zwei Führungsunterstütungsverbänden, so daß sie seit 1997 nunmehr aus 4 Führungsunterstützungs-Brigaden, 1 Fernmelde-Aufklärungs-Brigade, 7 Führungsunterstützungs-Regimentern und zahlreichen weiteren Truppenteilen und Einrichtungen besteht. Mit der Einführung der neuen H.Dv.100/100 im Jahre 1999 wurden der Fernmeldeverbindungsdienst und die Fernmeldetruppe Elektronischer Kampf im Bestand der Fernmeldetruppen zusammengefaßt.

Mit diesen Maßnahmen schien um die Jahrhundertwende ein gewisser Abschluß in der Entwicklung der Fernmeldetruppen der Bundeswehr erreicht zu sein. Diese Feststellung dürfte allerdings schon bald überholt sein, denn die inzwischen ausgelöste Streitkräftereform läßt auch bei den Fernmeldetruppen der Bundeswehr in naher Zukunft neue gravierende Strukturänderungen erwarten.